Ist der Der Energieausweis Pflicht oder Chance?

👉 Welche Vorteile bietet der Energieausweis und warum sollte er nicht nur als lästige Pflicht, sondern als wertvolles Instrument betrachtet werden?

Um diese und weitere Fragen zu klären, hat sich unser Akademieleiter Marco Kaudel mit Sascha Engels-Ziemann unterhalten. Sascha leitet seit zwei Monaten die Energieausweis48 GmbH, ein innovatives Unternehmen, das digitale Lösungen für die Erstellung und Verwaltung von Energieausweisen anbietet. Mit über neun Jahren Erfahrung in der Immobilienbranche, unter anderem als Key-Account-Manager bei Propstack/Flowfact, bringt er umfassendes Know-how und eine starke Vision für die Zukunft der Energieeffizienz mit. Seine Expertise erstreckt sich von Customer Relationship Management (CRM) bis hin zu fundierten Kenntnissen in der Elektrotechnik.

Marco Kaudel: Sascha, Du bist seit zwei Monaten Geschäftsführer der Energieausweis48 GmbH. Was genau macht Dein Unternehmen?

Sascha Ziemann: Unser Schwerpunkt liegt auf der digitalen Erstellung und Verwaltung von Energieausweisen. Wir bieten sowohl verbrauchs- als auch bedarfsbasierte Energieausweise für Wohngebäude an, um die Energieeffizienz von Immobilien zu bewerten und zu fördern. Dabei setzen wir auf einen Mix aus Self- und Full-Service, um unseren Kunden die bestmögliche Unterstützung zu bieten.

Marco Kaudel: Energieausweise sind in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Kannst Du uns kurz erklären, was ein Energieausweis ist und welche Bedeutung er hat?

Sascha Ziemann: Ein Energieausweis bewertet die Energieeffizienz einer Immobilie und informiert über den energetischen Zustand des Gebäudes. Er enthält zudem Empfehlungen für energetische Sanierungen. Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist der Energieausweis bei Vermietung, Verkauf und oft auch bei der Baufinanzierung einer Immobilie Pflicht. Für Eigentümer dient er als Orientierungshilfe für mögliche Verbesserungsmaßnahmen.

Marco Kaudel: Sascha, welche Bedeutung haben die Energieeffizienzklassen im Detail und warum sind sie so wichtig?

Sascha Ziemann: Die Energieeffizienzklassen, die von A+ bis H reichen, bieten eine einfache und verständliche Möglichkeit, die Energieeffizienz eines Gebäudes auf einen Blick zu erfassen. Eine Immobilie mit einer hohen Energieeffizienzklasse, wie A oder B, verbraucht weniger Energie und verursacht somit geringere Betriebskosten und CO2-Emissionen. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch finanziell vorteilhaft für Eigentümer und Mieter. Zudem wird die Energieeffizienzklasse im Rahmen von Finanzierungen immer wichtiger, da Banken diese Informationen nutzen, um das Risiko von Krediten besser einschätzen zu können. Eine gute Energieeffizienzklasse kann daher zu besseren Kreditkonditionen führen.

Die Bedeutung der Energieeffizienzklasse wird auch durch regulatorische Anforderungen immer größer. Banken müssen die Energieeffizienzklassen ihrer Immobilienportfolios zunehmend im Rahmen von Klimastresstests und neuen Offenlegungspflichten dokumentieren. Eine Umfrage von McMakler aus Oktober 2021 zeigte jedoch, dass nur 26,5 Prozent der Immobilieneigentümer die Energieeffizienzklasse ihrer Immobilien kennen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, sowohl Makler als auch Eigentümer besser zu informieren und zu sensibilisieren.

Für Banken ist die Kenntnis der Energieeffizienzklassen nicht nur aus regulatorischen Gründen wichtig, sondern auch, um fundierte Kreditentscheidungen zu treffen und das Risiko von Energiepreissteigerungen zu minimieren. Immobilienmakler können diese Informationen nutzen, um ihren Kunden eine umfassendere Beratung zu bieten und den Wert ihrer Dienstleistungen zu steigern.

Marco Kaudel: Was sind denn die wesentlichen Vorteile eines Energieausweises für Eigentümer?

Sascha Ziemann: Ein Energieausweis bietet mehrere Vorteile. Er informiert über den Energieverbrauch, was zukünftigen Eigenheimbesitzern hilft, die zu erwartenden Kosten besser einzuschätzen. Außerdem schafft er Transparenz beim Kauf oder Verkauf, indem er den energetischen Ist-Zustand der Immobilie zeigt. Wichtig ist auch, dass er Empfehlungen für energetische Sanierungen enthält, was langfristig Energie und Kosten sparen kann. Zudem kann ein guter Energieausweis die Attraktivität und den Wert einer Immobilie erhöhen.

Wichtig für Immobilienmakler zu wissen: Bis auf wenige Ausnahmen ist ein vorliegender Energieausweis bei Vermarktung einer Immobilie Pflicht.

Marco Kaudel: Es gibt zwei Arten von Energieausweisen – den Bedarfsausweis und den Verbrauchsausweis. Wo liegen die Unterschiede?

Sascha Ziemann: Der Bedarfsausweis berechnet den theoretischen Energiebedarf eines Gebäudes auf Basis von Baujahr, Gebäudetyp, Heizungsdaten und standardisierten Rahmenbedingungen wie Klimadaten und Nutzerverhalten. Der Verbrauchsausweis hingegen basiert auf dem tatsächlichen Energieverbrauch der letzten drei Jahre, der allerdings stark vom Verhalten der Bewohner abhängt. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Der Bedarfsausweis ist genauer, aber aufwändiger und teurer, während der Verbrauchsausweis einfacher zu erstellen und kostengünstiger ist, jedoch weniger unabhängig vom Nutzerverhalten.

Marco Kaudel: Welche häufigen Fragen und Missverständnisse gibt es rund um den Energieausweis?

Sascha Ziemann: Eine häufige Frage ist, wann ein Energieausweis benötigt wird. Grundsätzlich ist er bei Verkauf oder Vermietung einer Immobilie Pflicht, aber nicht bei selbstgenutzten Immobilien. Auch bei wesentlichen Sanierungen ist ein Energieausweis sinnvoll. Es gibt auch Missverständnisse darüber, wer den Energieausweis ausstellen darf. Wichtig ist, dass dies nur zugelassene Experten nach dem GEG tun dürfen. Zudem wird oft die Energieeffizienzklasse missverstanden, die einen schnellen Überblick über die Effizienz der Immobilie geben soll. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Notwendigkeit des Energieausweises bei der Baufinanzierung. Banken und Kreditinstitute berücksichtigen die Energieeffizienz eines Gebäudes bei der Bewertung und Vergabe von Krediten. Ein guter Energieausweis kann daher die Kreditkonditionen verbessern und ist oft eine Voraussetzung für die Finanzierung.

Marco Kaudel: Warum sollte man den Energieausweis nicht nur als Pflichtdokument betrachten, sondern auch als Chance?

Sascha Ziemann: Der Energieausweis kann weit mehr als nur eine gesetzliche Pflicht erfüllen. Er bietet Transparenz und Vergleichbarkeit für Käufer und Mieter, zeigt Einsparpotenziale auf und kann den Wert einer Immobilie steigern. Zudem fördert er Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit, was heutzutage vielen Käufern und Mietern wichtig ist. Außerdem können Eigentümer durch den Energieausweis von staatlichen Förderprogrammen profitieren und bessere Finanzierungskonditionen erhalten.

Marco Kaudel: Wie kann der Energieausweis als Akquisemittel für Immobilienmakler genutzt werden?

Sascha Ziemann: Ich habe schon Marketingaktionen von Immobilienmaklern gesehen, die ganz klar geschrieben haben: „Tausche Energieausweis gegen Alleinauftrag“. Er ist also mindestens ein gutes Medium, um sich gegen den Wettbewerb durchzusetzen. Generell liefert Der Energieausweis wichtige Informationen über die Energieeffizienz und den Zustand des Gebäudes, was bei der Bewertung und Präsentation der Immobilie hilft. Makler können so potenzielle Käufer oder Mieter besser informieren und überzeugen. Zudem signalisiert ein guter Energieausweis Professionalität und Kompetenz, was das Vertrauen in den Makler stärkt.